Ausflug in die Autoabteilung
Und als ob ich nicht schon genug Projekte am Hals hätte, entschied ich mich an einem Dezemberabend bei meinem guten Freund Carlo dazu, einen Dodge A108 zu kaufen.
Dieser wurde per Containerschiff nach Holland gebracht. Dirk, Carlos Vater, hat schon mehrere Oldtimer restauriert und besitzt selber einen Dodge A108. Dadurch hatte ich ein gutes Gefühl und traf den Kaufentschluss.
Ein bis zwei Wochenenden später befand ich mich mit Daniel und Carlo auf der Autobahn um den Van abzuholen. Kurzer Probelauf, etwas Schnack und schon waren wir wieder auf dem Rückweg.
Den Van möchte ich so gestalten, dass er durch ein modulares System schnell zum Camper ausgebaut, aber eben auch als Transporter genutzt werden kann.








To-Do-Liste
Leider ist der Zustand nicht mehr so 100%ig original und so stehen folgenden Arbeiten an:
- Unterboden Eisstrahlen
- Schweißarbeiten
- Fußraum erneuern
- nachträglich eingebautes Fenster wieder verschließen
- schlecht eingeschweißtes Blech auf der Beifahrerseite ersetzen
- Motor überholen
- neuer Vergaser
- Motor auf Gas umrüsten
- alle Gummis neu
- Fahrwerk neu
- Lackierung neu
- Innenausbau
- Dämmen
- Alubutyl verkleben
- Sitze neu beziehen
- Motordämmung erneuern
- Armaturenbrett neu lackieren
- Teppiche neu
- Camperausbau im Modularsystem
Teil 1 – Bestandsaufnahme
Startschuss war der Termin beim Trockeneisstrahler.
Der hat den gesamten alten Unterbodenschutz entfernt. Auch sämtlicher Dreck flog weg. So konnte man alles inspizieren.








Hier und da war mal was geschweißt worden, aber grundsätzlich war der Unterboden in einer sehr guten Verfassung.
Dann galt es den Motor samt Getriebe auszubauen. Auch der Tank flog raus. Auf dem Bild des Getriebes kann man sehr gut erkennen, wo der Eisstrahler aktiv war und wo nicht. Die ganze Karre sah von unten so aus, wie das Getriebe von oben.
Der Motor wurde mit Bremsen- und Kaltreiniger gesäubert, die Ölwanne entfernt, das Kühlmittel abgelassen und anschließend ein Leakdown-Test durchgeführt.




















Und dann gingen noch ein paar Stunden für die Tanksäuberung raus. Der Geber war hin und kommt neu. Außerdem ist jede Menge Dreck und Rost raus gerieselt. Der Tank soll nun mit alten Schrauben etc. gefüllt werden und dann zusammen mit Benzin oder Diesel ein paar Stunden geschüttelt werden.




Teil 2 – Karosseriearbeiten
Nach erfolgreichem Rückbau konnte der wohl schwierigste Teil der Restauration beginnen. Zu meinem Glück hatte ich gleich 2 gelernte Karosseriebauer zur Hilfe, von denen jeder mehr als genügend Erfahrung besitzt.
Oleg, einen Freund aus Moldau, der vor ein paar Jahren mit dem Fahrrad nach Deutschland kam, um sich einen Traum zu erfüllen und seitdem hier arbeitet und lebt. Carlo, einen meiner engsten Freunde, der auch schon am Treuen Gesellen geholfen hat. Daniel, ein weiterer Helfer, der vor allem bei der Organisation geholfen hat und Dirk, der Vater von Carlo, beaufsichtigte und koordinierte die ganze Show. Ihnen allen ist es zu verdanken, dass der Dodge, nach knapp einem Monat bereits zum Lackierer konnte
Oleg und Daniel Dirk Ich und Daniel
Die Karosserie wurde nach dem Eisstrahlen ja genau unter die Lupe genommen und für gut befunden. Nach noch genauerem Hinsehen fielen allerdings immer mehr Roststellen auf. Zu den größeren Baustellen, wie das wieder Verschließen des Fensters auf der Fahrerseite, das Geradeziehen des Hecks, sowie die Wiederaufarbeitung der Dachrinnen, gesellten sich jede Menge kleine Baustellen. Hier und da war der Rost doch weiter, als angenommen.
Oleg und Carlo sind beide 100-Prozentige. Wie ihr auf den Bildern erkennen werdet, wurde jede Baustelle gewissenhaft abgearbeitet.
Die zahlreichen Blecharbeiten kann ich, als doofer Bankkaufmann, lediglich versuchen zu beschreiben. Am meisten Aussagekraft haben die Bilder. Jeder, der so etwas schon mal gemacht hat, weiß wieviel Arbeit darin steckt.
Die beiden großen „Löcher“, die geschlossen werden mussten, waren zum einen das alte Campingfenster auf der Fahrerseite und zum anderen ein stümperhaft eingeschweißtes Blech auf der Beifahrerseite. Bei der Beifahrerseite baute Oleg mal eben das gesamte Blech neu, punktschweißte es an den alten Kanten wieder fest und verstärkte es durch Streben auf der Innenseite. Das Ergebnis ist besser als das Original.















Bei der Fahrerseite entschlossen sich die Karosseriebauer gegen das Schweißen, da dies zu viel Hitze in das Material gebracht hätte und die Gefahr bestand, dass das Blech Wellen schlagen würde. Carlo hatte die entscheidende Idee. Er schnitt das Loch sauber und eckig aus. Setze anschließend ein Blech ab, passte es ein und klebte es in die Öffnung. Zusätzlich bohrte er jede Menge Löcher und brachte 1mm Senknieten ein. Das ergab ein super glattes Ergebnis. Anschließend wurden die Träger im Innenraum nachgebaut und eingeschweißt. Diese wurden dann mit der Karosserie verklebt und die Baustelle war abgeschlossen.







Da die Front -und Heckstoßstange wegen der Optik nicht mehr montiert werden, hat Oleg die Löcher für deren Aufnahme zugeschweißt. So entsteht ein wesentlich sauberer Look.








Die Bleche an einigen Türunterkanten hatten auch schon einiges an Rost angesetzt. Teilweise musste Oleg auch hier Bleche ersetzen. Eine extreme Delle musste zudem beseitigt werden. Hierfür nutze er einen Spotter mit einem selbst gebauten Zughammer.














Die Regenrinnen des Dodges waren teilweise stark wellig, der Kitt in ihnen porös und von Wasser unterwandert worden. Hier half nur eine komplette Restauration. Alles wurde gut gegen neuen Rost geschützt.








Dann waren da noch die Bodenbleche in der Fahrerkabine. An denen hat Oleg eine ganze Weile gesessen. Das Ergebnis ist bemerkenswert. Viel Liebe zum Detail lassen den Innenraum mittlerweile wieder in einem Tip-Top-Zustand erstrahlen.











Eine weitere Großbaustelle war die Heckpartie. Dort galt es das eingedrückte Heck wieder rauszuziehen und den Schaden am recht Heckscheinwerfer zu richten. Wieder ein Fall für Oleg und seinen Zughammer. Er schweißte rund um die Delle diverse Metallplatten an. An diesen setzte er dann den Zughammer ein. Die übrigen restlichen kleinen Dellen begradigte er mittels Spotter. Dann noch etwas 2K-Spachtel aus dem Maritimbereich, Schleifen und schon war der Arsch vom Dodge wieder glatt. Dabei achtete er besonders darauf, dass die Spaltmaße der Hecktüren am Ende wieder stimmten.
Sämtliche Stoßkanten der einzelnen Bleche wurden blank geschliffen und mit Nahtabdichtung versiegelt. Anschließend wurde auch hier mit „Red Knox“ eine erneute Korrosion verhindert.









Als echter Zeitfresser sollten sich die Pins der Türen herausstellen. Insgesamt 12 der mittlerweile festgerosteten Stahlbolzen mussten mit brachialer Gewalt aus den Scharnieren getrieben werden. Bei den letzten 6 Stück half dann nur noch Hitze. Acetylen, Sauerstoff und der große Hammer zwangen die Pins aus deren Verankerung. Das hatte allerdings zur Folge, dass diese krumm wurden. Ein weiterer Freund musste, nach zweimaliger Falschlieferung neuer Bolzen aus den USA, Neue drehen. Dafür haben wir Schlossschrauben angepasst.
Die Teile, die gesandstrahlt und pulverbeschichtet werden sollen, wurden ausgebaut und weggeschickt. Eine Box voll Schrauben wartet noch auf die Sortierung und anschließende Verzinkung.
Sämtliche blanke Stellen wurden anschließend mit „Red Knox“ vor erneuter Korrosion geschützt. Dadurch sieht der Dodge zwar richtig schäbig aus, aber das wird sich durch den Besuch beim Lackierer ja bald ändern.